Wankum Die Vereine in der Ortschaft wissen nicht, wo sie künftig ihre Veranstaltungen abhalten sollen. Gespräche mit der Verwaltung waren bisher ohne Ergebnis. Im Februar wird ein Zelt aufgestellt. Als Notlösung.
Bunt kostümierte Jecken, die an den Tischen über die Späße auf der Bühne lachen. Ein Männerchor, der aus voller Kehle Lieder schmettert. Irrungen und Wirrungen in der Komödie, die vom Theaterverein auf die Bretter gebracht wird: Das unter anderem macht das gesellschaftliche Leben in Wankum aus. Doch all das ist, wenn überhaupt, nur noch eingeschränkt möglich. Denn „wir haben keinen Saal mehr“, sagt Christa Strumpen. Die Vorsitzende des Wankumer Heimatbunds sieht dringenden Handlungsbedarf.
Früher gab es in Wankum dieses Problem nicht. „Zu Spitzenzeiten hatten wir elf Kneipen und sechs Säle“, blickt Ortsvorsteher Matthias Küppers zurück. Doch Ende 2020 war alles vorbei. Der Saal Draack-Beckers schloss wegen Corona und aus gesundheitlichen Gründen der Wirtsleute. Im Haus Peuten gibt es zwar noch einen kleinen Gesellschaftsraum, doch der reicht längst nicht. „Wenn wir unsere Mitgliederversammlung abhalten, müssen wir schon die Kegelbahn dazu nehmen“, sagt die Heimatbund-Vorsitzende über die Größenverhältnisse.
Das Wankumer Pfarrheim hat eine Platzkapazität von maximal 80. Dorthin weichen derzeit die Wachtendonker aus, weil ihr Pfarrheim gerade umgebaut wird.
Bereits 2018 hatte der Heimatbund einen Antrag für eine Bürgerhalle oder einen Bürgersaal als Ausweichmöglichkeit gestellt. Ortsvorsteher Küppers, der für die WWG auch im Wachtendonker Gemeinderat sitzt, erinnert sich, dass nach einer durch die Verwaltung veranlassten Umfrage unter den Vereinen in beiden Gemeindeteilen keine Notwendigkeit gesehen wurde. „Die CDU-Fraktion wollte damals dem Saal Draack-Beckers nicht das Wasser abgraben“, schildert er rückblickend die für die letztendliche Ablehnung des Antrags entscheidende Haltung der größten Ratsgruppierung.
Doch schon damals, so Christa Strumpen, sei das Ende für den Saal absehbar gewesen. „Und ein Neubau braucht Vorlauf“, begründet Küppers die frühzeitige Initiative seitens des Heimatbundes.
Im Januar 2021 meldete der Heimatbund mit einem erneuten Antrag wieder Bedarf an. Mehrmals sprach die Heimatbund-Vorsitzende Bürgermeister Paul Hoene auf dieses Thema an. Geld scheint da zu sein. Küppers: „Im laufenden Haushalt sind pauschal 300.000 Euro eingestellt.“ Er hofft darauf, dass es bei diesem Betrag in den nächsten Etatberatungen bleibt. Es mangelt aber offensichtlich an geeigneten Grundstücken. „Da kommt nichts“, äußert sich die Heimatbund-Vorsitzende enttäuscht über das Ergebnis der bisherigen Recherchen. Alles Umhören habe bisher nichts geholfen.
Groß genug und nahe am Ortskern sollte das Areal sein. Einige Wankumer Vereine haben einen Arbeitskreis „Bürgerhalle“ gegründet. Ihm gehören der Heimatbund als Dachverband an, außerdem die Bruderschaft, die Karnevalisten vom WCC, der Theaterverein, die Landfrauen, KLB und KLJB. Zur ersten Versammlung des Arbeitskreises im Frühjahr waren auch die Fraktionsvorsitzenden eingeladen. Dabei, so Christa Strumpen, habe die SPD signalisiert, man brauche keine Bürgerhalle.
Da sind die Wankumer anderer Meinung. Sie verweisen auf manche Notbehelfe. „Der Theaterverein spielt im Bürgersaal, aber ohne Bühne und ohne vernünftige Technik“, nennt Thomas Braems, der 2. Vorsitzende des Heimatbundes, ein Beispiel. Auch Wachtendonker Vereine wie die ARG suchten nach einer Bleibe, ergänzt Küppers. Die kirchlichen Neujahrsempfänge finden seit geraumer Zeit in der Bürgerhalle Herongen statt. Der MGV „Cäcilia“, der sich mit den Sängern aus Wachtendonk und Aldekerk zusammengetan hat, benötigt laut Braems einen größeren Probenraum.
Im Februar 2022 wird vier Wochen lang ein Festzelt auf dem Wankumer Dorfplatz stehen. Dort soll am Rande des Karnevalszuges gefeiert werden, dort sollen die närrischen Sitzungen des WCC stattfinden, und die Bruderschaft will ihren Familienabend dort abhalten. „Doch das kann nur eine Notlösung für zwei bis drei Jahre sein, aber keine Dauerlösung“, betont Braems.
„Wir müssen ein geeignetes Grundstück finden, vernünftiges Baurecht schaffen und dann einen Investor suchen“, fasst Küppers die Situation zusammen. Die Wankumer hoffen auf die Unterstützung von Politik und Verwaltung. Sie hoffen darauf, dass nach den Millionenprojekten Rathauserweiterung und Feuerwehrhausneubau in Wachtendonk ihr Vorhaben Bürgerhalle eine Chance bekommt.
Quelle: RP 05.11.2021, Klatt